Drucken Drucken  Diesen Artikel zu den Favoriten hinzufügen Favoriten

Düstere Aussichten

Fraport streicht Tausende Stellen

Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie so schwer getroffen, wie die Flugverkehrswirtschaft und die Auswirkungen werden nun an Deutschlands größtem Drehkreuz sichtbar. Fraport meldet hohe Verluste und kündigt einen drastischen Stellenabbau an. 3.000-4.000 der insgesamt rund 22.000 Stellen sollen in Frankfurt abgebaut werden, da die Aussichten für die Branche eher düster bleiben.

Der Konzern hat infolge der Pandemie überall den Rotstift angesetzt, um die Kosten zu reduzieren. Betrieblich nicht zwingend notwendige Sachausgaben wurden gestrichen und geplante Investitionen – mit Ausnahme von Terminal 3 – stark reduziert oder zeitlich geschoben. „Wir haben in der Krise schnell und umfassend reagiert, um die Kosten kurzfristig zu senken. Aber dies wird mittelfristig nicht ausreichen. Wir gehen davon aus, dass das Passagiervolumen in Frankfurt selbst in den Jahren 2022/2023 noch um rund 15 bis 20 Prozent unter dem bisherigen Höchstwert von 2019 liegt. Deshalb müssen wir unser Unternehmen verschlanken und noch effizienter aufstellen“, so Fraport-Chef Dr. Stefan Schulte.

Im ersten Halbjahr mußte Fraport einen Umsatzeinbruch um fast 50 Prozent hinnehmen. Am Flughafen Frankfurt verringerte sich in den Monaten April bis Juni das Passagieraufkommen am Flughafen Frankfurt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 94,4 Prozent. Im ersten Halbjahr lag der Rückgang bei 63,8 Prozent. Auch an den internationalen Beteiligungsflughäfen ist der Passagierverkehr im zweiten Quartal weitgehend zum Erliegen gekommen.

Der Konzernumsatz brach im ersten Halbjahr um 48,9 Prozent auf 910,6 Millionen Euro ein. Bereinigt um Erlöse, die im Zusammenhang mit Ausbauinvestitionen in den internationalen Konzerngesellschaften stehen (nach IFRIC 12), verringerte sich der Umsatz um 47,6 Prozent auf 720,4 Millionen Euro. Das Konzern-EBITDA ging um 95,6 Prozent auf 22,6 Millionen Euro zurück. Das Konzern-EBIT belief sich auf minus 210,2 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 279,1 Millionen Euro). Ebenfalls deutlich negativ war das Konzern-EBT mit minus 308,9 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 214,8 Millionen Euro). Das Konzern-Ergebnis lag bei minus 231,4 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 164,9 Millionen Euro). Mit Ausnahme der Beteiligung in Lima lieferten auch alle internationalen Beteiligungen einen negativen Ergebnisbeitrag.

Für das laufende Jahr erwartet Fraport für den Flughafen Frankfurt - wie auch für alle Konzern-Flughäfen - Verkehrsrückgänge im hohen zweistelligen Prozentbereich. Der Vorstand hält grundsätzlich an dem gegebenen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 fest. Er erwartet ein negatives Konzern-EBIT und ein deutlich negatives Konzern-Ergebnis. „Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns weit über das laufende Jahr hinaus begleiten und die Branche nachhaltig verändern. Deshalb richten wir unsere Planungen jetzt auf die neue Normalität aus, die wir voraussichtlich in den Jahren 2022/2023 erreichen werden. Von diesem neuen Aufsatzpunkt aus erwarten wir wieder ein langfristiges, moderates Wachstum. Deshalb halten wir auch an dem Bau von Terminal 3 fest. Wir sind überzeugt, dass die Menschen weiterhin die Welt entdecken möchten und der Luftverkehr ein Wachstumsmarkt bleibt“, so Schulte.